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Wir impfen nicht! – Eine Rezension

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Wir Impfen nicht!Der Aids-Leugner Michael Leitner hat einen Film mit dem Titel „Wir impfen nicht“ gedreht. Die Geschichte hätte sich anfangs um das tragische Schicksal des kleinen Leon drehen sollen, der angeblich an einer Impfung fast gestorben wäre.

Dummerweise (für den Film) gestand der Vater kurz darauf, dass er seinen Sohn fast tot geschüttelt hatte. Kein Impfschaden, einfach Kindesmisshandlung. Das Kind konnte gerettet werden, der Vater wurde schlussendlich verurteilt. Man könnte meinen: Ende der Geschichte. Aber den Film – den hat Herr Leitner trotzdem gedreht.

Wir haben ihn uns angesehen und halten nichts davon. Man kann uns hier sicher eine gewisse Voreingenommenheit vorwerfen; wir meinen: Wenn jemand HIV für einen Mythos hält, sollte er zu medizinischen Themen einfach grundsätzlich den Mund halten.

Der Film beginnt im Vorspann dann auch mit einer Suggestivfrage:

Würden Sie sich oder Ihren Kindern freiwillig eine der folgenden Substanzen injizieren lassen:
* Das Zell- und Nervengift Aluminium
* Oder das krebserregende Nervengift Formaldehyd?
* Dann vielleicht organische Quecksilberverbindungen wie Thiomersal?
* Oder einen Schwarm genetisch veränderter Mikroorganismen, die auf Embryonalzellen oder pürierten Mücken gezüchtet wurden?

Es wird angedeutet, dass Impfungen all das enthalten. Klingt schrecklich? Naja. Nicht wirklich.

Aluminium
Aluminium ist das häufigste metallische Element und so wird es nicht verwundern, dass es praktisch überall vorkommt. Wenn man sich deswegen Sorgen macht, sollte man auch besser zu Essen aufhören. Jeder Mensch nimmt pro Tag mehrere Milligramm Aluminium über Nahrung und Trinkwasser auf. Aluminium als Zell- und Nervengift zu titulieren ist einfach unsinnige Panikmache.

Impfungen dürfen einerseits nur maximal 1,25 mg Aluminium enthalten, andererseits ist es völlig abwegig, hier von einem gefährlichen Stoff zu sprechen. Speziell bei diesen geringen Mengen.

Später im Film wird auch behauptet, dass die Aluminiumverbindungen das Gehirn angreifen. Das ist höchst unplausibel, da der Stoff in der Impfung wasserunlöslich ist und nicht in die Blutbahn gelangt. Und in den Kopf wird man eher selten geimpft werden …

Formaldehyd
Formaldehyd ist ein ganz normales Zwischenprodukt des Stoffwechsels; jeder Mensch bildet pro Tag selbst etwa 50 Gramm davon, im Blut sind ständig 2-3 mg pro Liter vorhanden. Impfstoffe dürfen maximal 0,2 mg/ml enthalten, eine verschwindend geringe Menge. Formaldehyd ist also mitnichten so giftig wie da angedeutet wird.

Thiomersal
Dann Thiomersal. Hier sei einerseits auf die Fragen & Antworten des Paul-Ehrlich-Instituts verwiesen, andererseits auf einen Blogbeitrag bei uns Gestatten, Chuck Norris, Impfgegner, in dem wir das Thema ausführlich besprechen.

Mit dem Thema wurde in der Vergangenheit und wird immer noch kräftig Panikmache betrieben, jeder „weiß ja“, dass Quecksilber giftig ist. Faktisch sind die Bedenken aber nicht haltbar.

„Schwarm genetisch veränderter Mikroorganismen“
Der Satz ist einfach Blafasel, was soll man dazu sagen? Bei der Herstellung von Impfstoffen werden nun mal oft Embryonierte Hühnereier verwendet und die Gentechnik ist ebenfalls nützlich. Ein Problem lässt sich hier nicht entdecken, eventuell versucht man, mit einem Ekelfaktor zu punkten.

Das Erschreckende ist: wir haben zu diesem Zeitpunkt weniger als 1% des Films geschafft und schon eine gute Seite an Falschbehauptungen aufgelistet. Und zumindest wir haben bereits zu diesem Zeitpunkt ein Problem mit dem Film.

All diese Dinge, die wir aufgezählt haben, sind keine „Neuigkeiten“, kein Expertenwissen. Sie sind jahrelang bekannt, quasi Trivialwissen. Zum Teil endlos untersucht und erforscht. Jeder, der im Bereich tätig ist oder sich auch nur ein wenig weiterbildet, muss das wissen.

Aber Michael Leitner und Konsorten ist das egal. Es geht offenbar nicht darum, eine fachlich korrekte Dokumentation zu machen. Im Film wird behauptet, dass es bei Impfstoffen darum gehe, dass man „fett Kohle macht.“ Komischerweise denken wir das bei dem Film auch.

Oh, man gibt sich den Anschein, neutral zu sein. Gleich nach dem Vorspann gibt Leitner unter Beteiligung des Milchwirts Hans Tolzin vor, dass sie übrigens auch versucht hätten, Impfbefürworter zu Wort zu kommen lassen. Man deklariert sich mit dieser Benennung implizit auch gleich selbst als das, was man selber ist: Impfgegner.

Und die Impfbefürworter? Die wollten nicht. Uns erscheint es wenig verwunderlich, dass sich seriöse Wissenschaftler nicht in ein Gespräch verwickeln lassen, dass dann nach Belieben zurecht geschnitten werden kann. Man hat in der Vergangenheit häufiger gesehen, wie schön man einzelne Sätze aus dem Zusammenhang reißen kann.

Fazit
Der Film ist nach der ersten Minute Mist und auch später wird er nicht besser, Aidsleugner wie Christian Fiala oder der „Gutachter“ Klaus Hartmann (der Ihnen gegen gutes Geld sicher gerne behilflich ist herauszufinden, dass eine Impfung an Ihrem Zustand schuld sei) machen den Film nicht qualitativ besser. Fakten werden nach Wunsch – nein: nach Möglichkeit ignoriert.

Als Dokumentation ungeeignet und als Fantasy-Film zu langweilig.


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